In unserem neuen Beitrag erklärt Kristin Kehoe, Projektmanagerin bei PureFluent, einige wichtige Grundlagen für den DTP-Prozess von übersetzten Dokumenten.
Ian: Fangen wir mal mit einer grundlegenden Frage an: Was ist DTP?
Kristin: Desktop-Publishing oder DTP nennt man die professionelle Erstellung eines Seitenlayouts mithilfe spezieller Software wie InDesign oder Microsoft Publisher durch einen Grafikdesigner. Mit diesen Programmen werden visuell ansprechende Dokumente wie Broschüren, Prospekte oder Flyer für den Druck oder die Verwendung auf einer Website erstellt.
Beim DTP für übersetzte Dokumente ist es wichtig, das Layout der Sprache entsprechend anzupassen.
Ian: Ist die Übersetzung innerhalb dieser DTP-Formate schwierig? Welche Herausforderungen gibt es beim DTP für andere Sprachen?
Kristin: Eines der möglichen Probleme ist der zur Verfügung stehende Platz. Übersetzungen brauchen oft mehr Platz als der Text in der Ausgangssprache, manchmal aber auch weniger. Und der Unterschied kann ziemlich groß sein. Übersetzungen ins Spanische oder Französische zum Beispiel sind zwischen 15 und 30 % länger, während sich die Textlänge bei Sprachen wie Chinesisch oder Koreanisch um 10 bis 15 % reduziert.
Ein perfektes Layout in der Ausgangssprache bedeutet nicht automatisch ein perfektes Layout in einer anderen Sprache. Während der Erstellung eines Designs wird leider selten bedacht, welche Auswirkungen eine kürzere bzw. längere Übersetzung auf das Layout haben kann.
Ein perfektes Layout in der Ausgangssprache bedeutet nicht automatisch ein perfektes Layout in einer anderen Sprache. Beim Design wird leider selten bedacht, wie stark sich das Layout aufgrund einer kürzeren oder längeren Übersetzung verändern kann. Der Grafikdesigner muss dann meist nicht nur die Größe von Bildern und Textboxen ändern, sondern oft auch Schriftarten wählen, die für unterschiedliche Alphabete passen oder das Layout sogar komplett umstellen.
Ian: Kannst du uns ganz konkrete Beispiele nennen, wo etwas in dieser Hinsicht schiefgegangen ist?
Kristin: Wir hatten mal einen Fall, wo eine ungeeignete Schriftart ausgewählt worden war. Dadurch gab es bei der Übersetzung zwei oder drei unterschiedliche Schriftarten in einem einzigen Wort. Einfach, weil die Schrift nicht für die Sonderzeichen in der Sprache ausgelegt war. Wenn eine Broschüre dann so gedruckt wird, ist das natürlich mehr als ärgerlich.
Ich muss also dafür sorgen, dass wir nicht nur eine tolle Übersetzung liefern, sondern auch, dass das Layout nach der Übersetzung immer noch perfekt ist und die Schriftarten für alle Sprachen funktionieren.
Ian: Was sollte man denn mit einplanen, wenn man eine Layout-Datei übersetzen lassen möchte?
Kristin: Am besten ist es natürlich, wenn sich unsere Kunden schon in der Design-Phase mit uns in Verbindung setzen. Wir können dann Tipps in Bezug auf Schriftarten geben und sagen, um wie viel länger oder kürzer die Übersetzung vermutlich wird, damit dies schon während der Design-Phase mit einkalkuliert werden kann.
Ian: Wie ist denn der ideale Ablauf eines Übersetzungsprojektes mit DTP?
Kristin: An erster Stelle wäre es natürlich gut, schon in der Design-Phase kontaktiert zu werden, damit wir Infos zur Schrift und der zu erwartenden Textlänge geben können. Im nächsten Schritt erfolgt dann die Übersetzung, genau wie bei allen anderen Projekten auch. Das bedeutet Übersetzung plus eine Korrektur durch einen zweiten Muttersprachler.
Ein zusätzliches Lektorat durch den Kunden bzw. die Abnahme der Übersetzung vor der DTP-Phase ist ebenfalls sehr zu empfehlen, wann immer dies möglich ist. Wenn man erst nach der Anpassung des Layouts oder sogar erst nach dem Druck feststellt, dass man doch noch etwas am Text ändern möchte, kann das teuer werden. Nach der Abnahme der Übersetzung passen wir das Layout an und schicken den Text als PDF dann noch einmal zum Übersetzer, der alles im Kontext prüft. So können wir sicher sein, dass beim DTP nichts übersehen wurde. Wo doch noch etwas geändert werden muss, fügt der Übersetzer eine Anmerkung in die PDF ein, der Grafikdesigner macht die letzten Anpassungen und erst dann wird die Datei an den Kunden geliefert.
Ian: Gibt es noch etwas anderes, was der Kunde beachten sollte?
Kristin: Bei einigen Sprachen sollte man das Layout von Vornherein einem Muttersprachler überlassen. Arabisch zum Beispiel. Da die Sprache von rechts nach links geschrieben wird, erscheinen Bilder und Grafiken natürlich auch an ganz anderer Stelle. Die asiatischen Sprachen hingegen benötigen ganz spezielle Schriften, was sich natürlich auf das gesamte Design auswirkt. Am allerbesten ist es also, so früh wie möglich mit uns zu sprechen, damit alles nachher so reibungslos wie möglich abläuft.